Regel-FAQ für südniedersächsische Schachspieler


Präambel


Autor und Quellen

Dieses Dokument wurde als Antwort auf Regelfragen, die im Alltag der Schachsparte des ESV Rot-Weiß Göttingen entstanden, von Ingram Braun (Regionaler Schiedsrichter des Deutschen Schachbundes) entworfen. Als Quellen dienten die Regeln der Fide in der ab 1. 7. 2014 gültigen Version in der deutschen Fassung, die Turnierordnung des Niedersächsischen Schachverbandes (Stand 2016/7), die Turnierordnung des Schachbezirks Südniedersachsen vom 18. Juni 2016 und die Auslegungshinweise der DSB-Schiedsrichterkommission (abgerufen am 16. 1. 2012) sowie eine Reihe von Fällen, die auf verschiedenen Schachseiten und -foren (DSB-Schiedsrichterforum, Regelecken von Klaus Deventer und Jürgen Kehr, Regelerläuterungen von Willi Knebel(†), Regelforum von Schachfeld) diskutiert wurden. Damit sollten die wichtigsten nichttrivialen Regelfragen südniedersächsischer Vereinsspieler abgedeckt sein. Einige Korrekturen hat mir Claudia Markgraf vom SV Osterode-Südharz zukommen lassen, wofür ich ihr größten Dank schulde. Dennoch gehen selbstverständlich alle Fehler zu meinen Lasten.

Es gibt noch sehr viel mehr Regelungen (Satzungen, Ausbildungs-, Finanz-, Ehren- und Wertungsordnungen und dergleichen mehr sowie Regelungen übergeordneter Organisationen wie z. B. der NADA oder des DOSB), die ebenfalls Recht setzen, hier aber von minderem Interesse sind. Aber beispielsweise könnten abgesprochene Resultate noch zusätzliche Sanktionen nach den jeweiligen Wertungsordnungen nach sich ziehen. Zudem dürften die Veranstalter von Turnieren oder Vereinsspielabenden üblicherweise als Mieter der Räumlichkeiten für diese Hausrecht besitzen. Das erlaubt ihnen das Aufstellen willkürlicher Regeln (z. B. Alkohol- oder Rauchverbot). Nichtmitgliedern der ausrichtenden Körperschaft kann sogar ohne Begründung der Zutritt untersagt werden!

Man beachte bitte, daß dieses Dokument dazu diente, einen mündlichen Vortrag durchzuführen (so geschehen am 19. Februar 2012 bei der Schachsparte des ESV Rot-Weiß Göttingen), deshalb wurde nicht alles komplett ausformuliert.

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Zum Begriff des Schiedsrichters

Gemeint sind in diesem Dokument ausschließlich Personen, die faktisch als Schiedsrichter fungieren, also der/die als Schiedsrichter Eingesetzte und eventuell von ihm/ihnen Beauftragte. Dies ist unabhängig davon, ob diese Personen über Schiedsrichterlizenzen verfügen.

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Regeländerungen


FIDE


FIDE-Regeln ab 1.7.2017

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FIDE-Regeln ab 1.7.2014

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NSV


NSV-Turnierordnung ab 1.7.2016

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Die Uhr


Wer bestimmt, wo die Uhr steht?

Laut FIDE 6.5 der Schiedsrichter. Das muß auch so sein, denn er muß mehrere Uhren gleichzeitig einsehen können.

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Auf welche Zeit wird die Uhr gestellt?

Das ist von den Regeln nicht bestimmt, außer, daß das Fallblättchen ordnungsgemäß funktionieren muß. Auf einem Bild von einem Weltklasseturnier in London 2011 ist zu sehen, daß die Uhren auf 11.59 gestellt wurden (New in Chess Magazine 8/2011). Es erscheint sinnvoll, die Zeit von 0 hochzuzählen.

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Wer darf Blättchenfall reklamieren?

Im Turnierschach die Spieler und der Schiedsrichter bzw. seine Assistenten. Das gilt nunmehr auch für Blitz- und Schnellschach.

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Darf ich die Uhr in die Hand nehmen?

Nein. FIDE 6.2.5–6 bestimmen, daß mit der Hand, mit der gezogen wurde, auch die Uhr bedient werden muß. Der Knopf darf nicht gedrückt gehalten werden. Es ist verboten, auf sie draufzuschlagen oder sie hochzuheben oder umzuwerfen. Kurzum: auch der Gegner muß sie jederzeit bedienen und ablesen können.

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Wann darf ich die Uhr anhalten?

Außer zum Aufgeben nur, um den Schiedsrichter zu holen (z. B. um Remis zu reklamieren oder eine nicht griffbereite Umwandlungsfigur zu beschaffen) (FIDE 6.11.1–4).

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Matt vor Blatt

Bei diesem Spruch handelt es sich um eine informelle Regel, die keine Grundlage in den kanonischen Regeln findet. Die Partie wird durch die erste Ereignis (also entweder die [korrekte!] Reklamation der Zeitüberschreitung oder das Matt- bzw. Pattsetzen) beendet. Als Zeitpunkt des Mattsetzens wird hierbei das Loslassen der Figur gewertet, da dann keine andere Zugentscheidung mehr möglich ist. Problematisch sind lediglich Fälle, in denen nicht mehr festgestellt werden kann, was zuerst kam. Hier wird man dem Matt Vorrang geben. Matt- und Pattzüge beenden die Partie zwar sofort, müssen aber allen anderen Regeln entsprechen, also auch z. B. berührt – geführt.

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Wie lange dauert die Karenzzeit?

Nach FIDE 6.7.1 soll die Karenzzeit im Turnierreglement festgelegt sein. Ist sie dies nicht, gilt eine Karenzzeit von 0. In der Landes-TO (B.1.11) ist eine Karenzzeit von 60 Minuten vorgesehen. Die Bezirks-TO hat für Mannschaftskämpfe 60 Minuten (2.8.5), für die Einzelturniere in gesonderten Artikeln jeweils 30 Minuten.

Erscheinen beide Spieler nicht, läuft die weiße Zeit (FIDE 6.7.2), sofern die Karenzzeit ungleich null ist. Selbstverständlich verlieren beide (-:-).

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Turnierschach


Was ist Turnierschach?

Alle Partien mit mindestens 60 Minuten Bedenkzeit pro Spieler. Notationspflicht gilt dann automatisch. Modi mit Zeitgutschriften sind für 60 Züge zu berechnen.

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Notationspflicht


Grundlagen

  • Verpflichtung zur algebraischen Notation, aber landessprachliche Figurenkürzel sind erlaubt (FIDE 8.1.1 und Anhang C).
  • Remisangebote müssen mit (=) aufgezeichnet werden (FIDE 8.1.5 und C.12).
  • Man darf erst ziehen, wenn der letzte eigene Zug aufgeschrieben wurde.
  • Bei weniger als fünf Minuten auf der Uhr (und ggf. einem Inkrement von weniger als 30 Sekunden) ist die Notationspflicht ausgesetzt. Die Züge durch Abstreichen zählen muß man also nicht mehr, obwohl es diese Regel früher einmal gab.1
  • Bei einem Inkrement von mindestens 30 Sekunden (z. B. Ramada-Cup, Landesmeisterschaft) muß immer mitgeschrieben werden (FIDE 8.4). Eine Zeitnotphase gibt es hier regeltechnisch nicht!
  • Das Partieformular muß während der ganzen Partie hindurch vom Schiedsrichter eingesehen werden können (FIDE 8.2).
  • Partieformulare sind Eigentum des Veranstalters (FIDE 8.3).
  • Nach Beendigung unterzeichnen beide Seiten das Formular mit dem Ergebnis (FIDE 8.7). Vorsicht: mit der Unterschrift wird der regelkonforme Verlauf und das Resultat bestätigt, Proteste sind jetzt praktisch nicht mehr möglich. Wenn protestiert werden soll, darf keine Unterschrift erfolgen! Allerdings kann der Schiedsrichter das Resultat ändern und wird dies tun, solange es keine Beweisprobleme gibt.
  • Wenn ein Spieler nicht mitschreiben kann, darf ein Assistent mitschreiben, insoweit der Schiedsrichter dem zustimmt. Die Bedenkzeit ist dann nach Ermessen anzupassen. Die Bedenkzeitanpassung entfällt bei behinderten Spielern (FIDE 8.1.6).
  • Die Landes-TO verlangt in B.1.14 (4) für die Manschaftskämpfe noch zusätzlich das Aufschreiben der Uhrzeit der Beendigung.

In den Regeln (FIDE 8.1.4) wird ausdrücklich gesagt, daß weitere Notizen auf dem Partieformular verboten sind. Zunächst ist das Partieformular ein Dokument, das Ansprüche beweisen bzw. abwehren soll (z. B. Stellungswiederholung, 50-Züge-Regel, Zeitkontrolle). Ansprüche könnten durch schlechte Lesbarkeit verloren gehen. Dann ist auch an eine Störung des Gegners zu denken, wenn man dessen Aufmerksamkeit auf sich zieht (z. B. durch Anbringen von Informatorzeichen). Vor allem aber droht sofortiger Partieverlust, wenn der Schiedsrichter in den zusätzlichen Notizen ein Hilfsmittel erkennt! Der Spieler trägt das Risiko vollumfänglich.

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Zeitkontrolle

Wenn das Blättchen gefallen ist, muß man sofort (d. h. bevor man zieht und auch auf eigene Zeit) vervollständigen (FIDE 8.5.1). Wenn man am Zug ist, darf man das Formular des Gegners benutzen, muß es aber zurückgeben, bevor man zieht (FIDE 8.5.2). Wenn beide Seiten nicht und auch kein Schiedsrichter mitgeschrieben haben, müssen beide Seiten den Verlauf auf einem externen Brett rekonstruieren (FIDE 8.5.3). Wenn auch das nicht gelingt, wird die Partie fortgesetzt, als wäre der aktuelle Zug der erste der neuen Zeitperiode (FIDE 8.6).

Bei einer Zeitkontrolle von 2 Stunden für 40 Züge muß man tatsächlich 40 Züge gemacht haben und nicht etwa 41. Dieses Mißverständnis entsteht unter Umständen dadurch, daß erst nach dem ersten weißen Zug die Uhr angedrückt wurde. Das ist aber ein unlogisches Verhalten, denn Weiß kann ja eine längere Zeit über seinen ersten Zug nachdenken.

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Schiedsrichter(assistent)

Dem Schiedsrichter obliegt die Beobachtung der Zeitnotphasen. Da dies nur für eine Partie richtig klappt, wird er andere Anwesende als Assistenten einteilen. Wichtig: der Schiedsrichter(assistent) schreibt nur mit, wenn beide Spieler nicht mehr der Notationspflicht unterliegen (FIDE 8.5.1). Er muß sich so hinstellen, daß er die Uhr einsehen kann, denn unmittelbar nachdem das Blättchen gefallen ist, hält er die Uhr an! Jetzt müssen die Spieler die Zeitkontrolle wie oben beschrieben durchführen.

Aus dem Verbot jeglicher Hilfsmittel in FIDE 11.3.1 geht hervor, daß die Spieler vom Schiedsrichter(assistenten) keinerlei Information darüber bekommen dürfen, ob die nötige Zügezahl erreicht ist oder nicht. Deshalb ist verdeckt zu notieren und Nachfragen der Spieler sind zu ignorieren. Vorsicht: Den eigenen Mannschaftskameraden darüber zu informieren, daß die Zügezahl erreicht ist, sollte mit Partieverlust wegen Benutzung von Hilfsmitteln geahndet werden.

Offenbar gelten diese Regeln auch für die Endspurtphase. Jedenfalls wird nirgendwo gesagt, daß dort eine andere Handhabung gilt.

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Dürfen Zuschauer den Blättchenfall mitteilen?

Sofern sie als Schiedsrichterassistent fungieren, müssen sie sogar, indem sie die Uhr anhalten! Ansonsten gilt, daß nur die Schiedsrichter und die Spieler Blättchenfall reklamieren dürfen (FIDE 6.4).

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Reklamation von Stellungswiederholungen

Zunächst ist einmal festzuhalten, daß es sich tatsächlich um Stellungswiederholungen und nicht etwa um Zugwiederholungen handeln muß. Diese müssen auch nicht direkt aufeinander erfolgen. Dabei sind Zug-, Rochade- und en passant-Rechte zu beachten (FIDE 9.2).

Reklamieren kann man nur, wenn man am Zug ist. Hat der Gegner die Stellungswiederholung herbeigeführt, teilt man dies dem Schiedsrichter mit. Könnte man es selbst tun, ist eine Interferenz mit der Berührt-geführt-Regel zu beachten, denn das Berühren der Figur würde ja den Anspruch vernichten. Deshalb schreibt man den Zug auf und informiert dann den Schiedsrichter, ohne den Zug auszuführen.

Eine unberechtigte Reklamation zieht zwei Minuten Zeitstrafe nach sich. Wurde die Reklamation auf einen beabsichtigten Zug gestützt, muß dieser ausgeführt werden (FIDE 9.5.2).

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Reklamation der 50-Züge-Regel

Der Anspruch nach FIDE 9.3 entsteht, wenn 50 Züge lang weder Bauern gezogen noch Figuren geschlagen wurden (es müssen also beide Bedingungen erfüllt sein!).

Für die Reklamation gilt dasselbe wie bei der Stellungswiederholung: falls der Anspruch durch den gegnerischen Zug entsteht, teilt man dies dem Schiedsrichter einfach mit. Falls der Anspruch mit dem eigenen Zug enstehen würde, schreibt man ihn auf und teilt dem Schiedsrichter dies mit, ohne zu ziehen, denn die Berührt-Geführt-Regel würde den Anspruch vernichten.

Eine unberechtigte Reklamation zieht zwei Minuten Zeitstrafe nach sich. Wurde die Reklamation auf einen beabsichtigten Zug gestützt, muß dieser ausgeführt werden (FIDE 9.5.2).

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Vermeidung unendlicher Partien

Während Stellungswiederholung und 50-Züge-Regel nur auf Antrag hin entschieden werden können, ist die Partie auf jeden Fall Remis, wenn eine Stellung fünfmal mit aufeinander folgenden Zügen wiederholt wird (d. h., wenn die Spieler fünfmal hin- und herziehen), oder wenn 75 aufeinanderfolgende Züge abgeschlossen wurden, ohne daß ein Bauer gezogen wurde und ein ein Schlagfall eingetreten ist (FIDE 9.6). Diese Regel mußte wohl eingeführt werden, da Partien mit Inkrementbedenkzeiten ansonsten potentiell unendlich wären.

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Remisreklamation in der Endspurtphase

Das ist die vielleicht komplizierteste Regel im Universum der Schachspieler. Die Regel unterscheidet sich nach der Anwesenheit eines Schiedsrichters. Sie standen ursprünglich in FIDE 10.2 und Anhang D. Jetzt findet sich beides in Anhang G und gilt im Turnier- und Schnellschach (Ⅲ.2.2).

… mit Schiedsrichter

Wenn man weniger als zwei Minuten Restbedenkzeit hat, aber das Blättchen noch nicht gefallen ist (!), kann man in der Endspurtphase (sudden death) Remis reklamieren (FIDE Anhang Ⅲ.5). Der Schiedsrichter kann nicht nur akzeptieren oder ablehnen, sondern seine Entscheidung auch hinausschieben und das Weiterspielen beobachten. Dabei darf er dem Gegner zwei zusätzliche Minuten zusprechen. Lehnt er ab, bekommt der Gegner zwingend zwei Minuten Zuschlag.

Als Kriterium nennt die Regel, daß eine Partie mit normalen Mitteln nicht zu gewinnen sei. Das ist natürlich auslegungsbedürftig. Entscheidend ist nicht, ob die Stellung theoretisch Remis ist, denn das dürfte häufig schon den schachlichen Horizont der Schiedsrichter übertreffen. Vielmehr geht es bei dieser Regel hauptsächlich darum, das Über-die-Zeit-Heben durch bloßes Hin- und Herziehen zu vermeiden. Beobachtet der Schiedsrichter die Partie, wird er danach sehen, ob der Antragsgegner Gewinnversuche macht, wobei dies großzügig auszulegen ist. Bauernzüge z. B. sind ein starkes Indiz dafür, da sie die Stellung irreversibel verändern. Hauptsächlich dient diese Regel dazu, den Verlust der Reklamationsmöglichkeiten auf Stellungswiederholung und 50-Züge-Regel durch die fehlende Notation zu kompensieren. Deswegen sind Anträge im Zweifel abzulehnen.

Statt Remisreklamation bevorzugt die FIDE Reklamationen auf Übergang in einen Inkrementmodus mit fünf Sekunden, wobei der Antragsgegner zwei zusätzliche Minuten erhält (FIDE Anhang Ⅲ.4). Das setzt aber natürlich elektronische Uhren voraus.

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… ohne Schiedsrichter

Ist kein Schiedsrichter anwesend, kann dennoch bei weniger als zwei Minuten Restbedenkzeit und vor dem Blättchenfall Remis beantragt werden (FIDE Anhang Ⅲ.6). Beruft sich der Spieler darauf, daß die Endstellung nicht mit normalen Mitteln zu gewinnen sei, muß er die Schlußstellung aufschreiben und vom Gegner per Unterschrift bestätigen lassen, so daß der Schiedsrichter später entscheiden kann. Beruft er sich darauf, daß der Gegner keine Gewinnversuche unternommen habe, muß zusätzlich die Notation ebenfalls mit Bestätigung des Gegners abgegeben werden.

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Woran erkennt man eine Reklamation?

Der Reklamationsgrund muß schon eindeutig mitgeteilt werden, damit überhaupt klar ist, auf welche Regel sich der Reklamierende beruft. Eventuell sind dann noch die Formalien der Notation zu beachten, denn wenn nicht klar ist, welcher Zug der Reklamation zugrunde liegt, muß die Reklamation abgelehnt werden. Ich habe es schon erlebt, daß ein Spieler bei einem Open alles reklamieren konnte – Stellungswiederholung, 50-Züge-Regel, 10.2 – aber nicht wußte, wie das geht. Er fragte mehrfach den daneben stehenden Schiedsrichter (das war nicht ich) sind das jetzt nicht 50 Züge? oder das hatten wir doch dreimal. Der Schiedsrichter hat darauf nicht reagiert, weil es sich nicht um formal korrekte Reklamationen handelte, und schließlich überschritt der Spieler die Zeit. Man kann nicht einfach Remis rufen und dann hoffen, daß der Schiedsrichter schon die passende Regel dafür findet. Deshalb ist es für Turnierschachspieler wichtig, sich mit den elementaren Regeln vertraut zu machen (was in einem Wettkampfsport eigentlich selbstverständlich sein sollte).

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Falsche Aufstellungen und illegale Züge

  • Wenn das rechte untere Eckfeld nicht Weiß ist (FIDE 2.1), wird die Stellung auf ein neues Brett übertragen.(FIDE 7.1b)
  • Wenn die Partie mit vertauschten Farben begonnen wurde, bleibt es dabei, es sei denn, der Schiedsrichter entscheidet anders (FIDE 7.2).
  • Wenn die Partie mit einer falschen Aufstellung begonnen wurde, wird sie annulliert und neu begonnen (FIDE 7.1a).
  • Wenn ein regelwidriger Zug geschehen ist, wird mit der letzten Stellung vor dem falschen Zug fortgesetzt (FIDE 7.4a). Die Uhr stellt der Schiedsrichter nach bestem Ermessen (FIDE 6.13). Wird der regelwidrige Zug nicht gefunden, wird mit der letzten bekannten Stellung vor dem regelwidrigen Zug weitergespielt. Bei verschobenen Figuren wird analog verfahren (FIDE 7.5)
  • Der erste regelwidrige Zug eines Spielers wird mit zwei Minuten Zeitgutschrift für den Gegner geahndet, beim zweiten wird die Partie für verloren erklärt (FIDE 7.4b).
  • Wenn ein Bauer auf ein Umwandlungsfeld gezogen wird und die Uhr gedrückt wird, ohne daß eine Umwandlungsfigur eingesetzt wurde, dann ist dies ein illegaler Zug. Der Bauer darf dann nur noch in eine Dame umgewandelt werden (FIDE 7.5a).

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Gibt es noch Hängepartien?

Üblicherweise nicht, aber das Reglement ist in FIDE Richtlinien Ⅰ noch vorhanden und kann bei Bedarf benutzt werden.

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Blitz- und Schnellschach


Schnellschach

Schnellschach hat mehr als 10 Minuten Bedenkzeit pro Spieler, aber weniger als 60, wobei Zeitgutschriften für Partien mit 60 Zügen zu berücksichtigen sind (FIDE Anhang A.1). Im Schnellschach gelten alle Regelungen des Turnierschach mit folgenden Änderungen:

  • Keine Notationspflicht (FIDE Anhang A.2). Stellungswiederholungen und 50-Züge-Regel können zwar theoretisch reklamiert werden, aber ohne Notation ist es schwierig, den Anspruch nachzuweisen.
  • Falsche Anfangsstellungen, Uhrenstellung oder Brettauslegung kann nur bis zum zehnten abgeschlossenen Zug jeden Spielers korrigiert werden (FIDE Anhang A.4.1). Sind Dame und König vertauscht, darf man nicht rochieren. Falsche Uhrenstellungen dürfen noch korrigiert werden, wenn der Turnierplan in Gefahr ist (also z. B. falls eine Uhr zu viel Bedenkzeit anzeigt, um die Runde plangemäß zu beenden).
  • Regelwidrige Züge verlieren, wenn der Schiedsrichter dies beobachtet oder der Gegner reklamiert. Hat der Gegner bereits gezogen, können sich beide Spieler noch ohne Beteiligung des Schiedsrichters auf eine Korrektur einigen (FIDE Anhang A.4.2).

Mit Ausnahme der Notationspflicht gelten jedoch alle Turnierschachregeln, wenn eine entsprechende Überwachung (1 Schiedsrichter pro 3 Partien) gewährleistet ist (FIDE Anhang A.3).

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Blitzschach

Blitzschach hat 10 Minuten oder weniger Bedenkzeit pro Spieler, wobei Zeitgutschriften für Partien mit 60 Zügen berechnet werden (FIDE Anhang B.1).

  • Es gelten Schnellschachregeln (FIDE Anhang B.4).
  • Die zweiminütigen Zeitstrafen betragen nur eine Minute (FIDE Anhang B.2).
  • Di Turnierregeln gelten nur, wenn jede Partie überwacht und aufgezeichnet wird (z. B. durch DGT-Brett) (FIDE Anhang B.3).
  • Es gibt keine Remisreklamation in der Endspurtphase, auch nicht, wenn Turnierregeln gelten (FIDE Richtlinien Ⅲ.3).

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Aufgaben der Mannschaftsführer


Bekanntgabe der Mannschaftsaufstellung

Sowohl die Bezirks-TO (2.7.1) als auch die Landes-TO (B.1.13 (2)) bestimmen lediglich, daß die Aushändigung der Mannschaftsaufstellung so rechtzeitig zu erfolgen hat, daß die Uhren zum nominellen Spielbeginn angestellt werden können, anderenfalls darf der gegnerische Mannschaftsführer (also auch der der Auswärtsmannschaft!) die Uhren in Gang setzen. Eine einmal abgegebene Aufstellung darf nicht mehr geändert werden. Es wird zwar nicht explizit erklärt, daß beide gleichzeitig abgegeben müssen (das ginge bei Verzögerung des einen auch gar nicht), aber der späteste Abgabezeitpunkt ist für beide identisch, so daß kein Recht enstehen kann, die Aufstellung des jeweils anderen einzusehen. Beide können also die eigene Aufstellung verdeckt auf ihrer eigenen Karte notieren. Das Andrücken der Uhr des Verspäteten muß nicht physisch erfolgen, sondern kann durch die Uhrenstellung beim tatsächlichen Beginn vorgenommen werden.

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Wer ist Schiedsrichter?

Die Landes-TO (A.13 [1]) bestimmt beide Mannschaftsführer zu gemeinsamen Schiedsrichtern. Die Bezirks-TO bestimmt in 2.8.7, daß der Mannschaftsführer der Heimmannschaft Schiedsrichter ist.

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Verhalten der Spieler


Wann darf man zurechtrücken?

Nur, wenn man selbst am Zug ist und die eigene Uhr läuft. Man muß dies mit j’adoube oder ich korrigiere oder jedenfalls mit einer eindeutigen Willensbekundung ankündigen (FIDE 4.2.1–2). Ausnahmen gelten nur bei offensichtlichen Versehen (FIDE 4.3)

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Berührt – geführt!

Berührt – geführt! ist natürlich schon etwas mehr als nur Etikette, sondern eine streng einzuhaltende Regel (FIDE 4.3.1–4.4.4). Sofern man kein Zurechtrücken angekündigt hat, muß man eine berührte Figur ziehen. Hat man eine gegnerische Figur berührt, muß diese geschlagen werden. Sind mehrere Figuren berührt worden, ist jeweils die erste zu ziehen. Sind sowohl eine eigene als auch eine gegnerische Figur berührt worden, muß ein Schlagzug ausgeführt werden, unabhängig von der Reihenfolge. Eine Umwandlungsfigur ist verbindlich gewählt, wenn sie das Umwandlungsfeld berührt hat.

Das steht natürlich alles unter dem Vorbehalt, daß es entsprechende legale Züge gibt. Niemand kann zu einem illegalen Zug gezwungen werden, auch nicht im Blitzen.

Die Zugpflicht hat noch eine verdeckte Folge: Reklamationen auf Stellungswiederholung und 50-Züge-Regel sind jetzt in diesem Zug nicht mehr möglich (FIDE 9.4)! Dies hat Folgen, wenn man mit einem eigenen Zug den Anspruch einer Stellungswiederholung oder nach der 50-Züge-Regel herbeiführen will, denn man muß den Zug aufschreiben, darf ihn aber nicht ausführen!

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Darf man mit beiden Händen ziehen?

Nein, ist in FIDE 4.1 verboten.

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Darf man das Brett verlassen, wenn man am Zug ist?

Jein! Die Regeln (FIDE 11.2) differenzieren zwischen Spiel- und Turnierareal. Spielareal sind nur die Räume, in denen die Partien gespielt werden. Turnierareal hingegen umfasst auch die Nebenräume (Toiletten, Versorgung, Raucherbereich, aber nicht Analysebereich oder Pressezentrum). Wenn man am Zug ist, darf man den Spielbereich nicht verlassen, aber man darf z. B. bei Mannschaftskämpfen an den anderen Brettern schauen, z. B., um ein Remisangebot zu bewerten. Ist man nicht am Zug, darf man sich im gesamten Turnierbereich aufhalten. Toilettengänge sind also tatsächlich nur erlaubt, wenn man nicht am Zug ist!

Sind Zuschauer erlaubt?

Nach FIDE 11.2.3.3 braucht jemand, der weder Spieler noch Schiedsrichter ist, die Genehmigung des Schiedsrichters, um sich im Spielbereich aufzuhalten. Üblicherweise wird diese Genehmigung stillschweigend erteilt, aber sie kann natürlich jederzeit entzogen werden. Nach FIDE 11.4 gelten Spieler, die ihre Partie beendet haben, als Zuschauer.

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Was ist eine Störung?

Hier ist es wichtig zu bemerken, daß nicht etwa alles erlaubt ist, was nicht explizit verboten wurde, sondern genau umgekehrt: Es ist alles verboten, was stört und nicht situativ angemessen bzw. unumgänglich ist (FIDE 11.5). Hier ist dem Schiedrichter ein weites Ermessen an die Hand gegeben, den sozialen Kontext zu beobachten und zu bewerten. Das legt ihm einerseits die Verantwortung auf, dies nicht auszunutzen, denn damit würde er letztlich selbst zum Störer. Es gibt ihm aber sehr wohl Mittel an die Hand, gegen Schachfreunde vorzugehen, die sich auffällig verhalten, ohne unmittelbar gegen kodifiziertes Recht zu verstoßen. Auffällig und Turnierruhe – das verträgt sich nicht und kann bzw. sollte unterbunden werden.

Nach FIDE 11.6 wird andauernde Weigerung, sich an die Regeln zu halten, mit Partieverlust bestraft. Das bedeutet, auch kleine Grenzverletzungen können diese Sanktion nach sich ziehen, wenn sie nicht singulär auftreten. Bietet z. B. jemand zum zweiten Mal Remis auf des Gegners Zeit, muß man sicherlich nicht ausprobieren, ob dieser Schachfreund zwei, drei, vier oder noch mehr Belehrungen braucht. Ich als Schiedsrichter würde hier bereits auf Partieverlust entscheiden. Es ist sowohl dem Gegner als auch unbeteiligten Spielern ganz sicher nicht zuzumuten, darauf zu warten, wie weit ein unfairer Spieler denn zu gehen bereit ist. Das gilt insbesondere dann, wenn ein Spieler sichtlich erregt ist. Es ist ja nun mal keine Atmosphäre für ein Schachturnier, wenn sich alle Aufmerksamkeit darauf richtet, ob jemand wieder explodiert.

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Rauchverbot?

Natürlich darf der Gegner auch nicht durch Rauchen gestört werden. Dies gilt auch für E-Zigaretten (FIDE 11.3.4). Zusätzlich sind natürlich Rauchverbote auch im Turnierareal durch lokale Hausordnungen zu beachten. Die NSV-To (A.5) verbietet auch Alkohol und Drogen im Spielbereich explizit.

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Welche Sanktionen kann man verhängen?

FIDE 12.9 stellt einen Sanktionenkatalog zur Verfügung, der immer dann anzuwenden ist, wenn keine speziellere Norm greift (wie bei illegalen Zügen oder Handyklingeln):

  1. eine Verwarnung,
  2. das Verlängern der Restbedenkzeit des Gegners,
  3. das Verkürzen der Restbedenkzeit des zu bestrafenden Spielers,
  4. eine Erhöhung der Punktzahl im Partieresultat des Gegners bis zu der dieser Partie erreichbaren Höchstzahl,
  5. eine Kürzung der Punktzahl im Partieresultat der zu bestrafenden Partei,
  6. den Verlust der Partie (wobei das Ergebnis des Gegners ebenfalls vom Schiedsrichter bestimmt wird),
  7. ein im Voraus festgelegtes Bußgeld.
  8. den Ausschluss von einer oder mehreren Runden des Turniers.
  9. den Ausschluss vom Turnier.

Nummern 4 und 5 wirken bizarr, und tatsächlich ist mir kein Anwendungsfall bekannt. Natürlich ist bei der Anwendung die Verhältnismäßigkeit zu beachten, auch sollten durch Bedenkzeitkürzungen keine unmittelbaren Zeitüberschreitungen herbeigeführt werden. Ich erinnere aber noch einmal an FIDE 11.7: Niemand muß sich von einem renitenten Spieler auf der Nase herumtanzen lassen. Wiederholte Unfairness führt zum Partieverlust, auch bei kleinen Vergehen! Es gibt aber Situationen, die sich mit einigen Minuten Zeitstrafe nicht sinnvoll bereinigen lassen. Z. B. Hilfsmittelgebrauch, denn dann ist die Partie kontaminiert und mit Zeitstrafen nicht mehr ins Gleichgewicht zu bringen. Da geht nur Partieverlust. Dasselbe gilt für Störungen eines in Zeitnot befindlichen Spielers, dessen Konzentrationsverlust lässt sich mit den üblichen zwei oder drei Minuten Zugabe nicht sinnvoll ausgleichen. Zudem müssen auch die Zeitpläne von Turnieren eingehalten werden können.

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Darf man den Schiedsrichter während der Partie nach Erläuterungen fragen?

Ja, FIDE 11.9 erlaubt das und weist den Schiedsrichter sogar an, zu helfen. Man beachte aber, daß der Schiedsrichter weiterhin autonom darüber entscheidet, wie er seine Pflichten abbarbeitet. Darüber hinaus dürfen natürlich auch keine Störungen entstehen. Und bei mitspielenden Schiedrichtern dürften die Rechte als Spieler die Pflichten als Schiedsrichter überwiegen.

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Was tun, wenn sich beide Spieler in die Haare kriegen?

Grundsätzlich ist es die Aufgabe des Schiedsrichters, für korrekte Spielbedingungen für alle zu sorgen. Dem trägt FIDE 11.8 Rechnung, der ausdrücklich vorsieht, beide zu bestrafen. Der Schiedsrichter muß sich also keinerlei Gedanken darüber machen, von wem die Provokation ursprünglich ausging.

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Was tun, wenn der Gegner aus der Rolle fällt?

Zunächst: ruhig bleiben! Wie aus der vorigen Antwort hervorgeht, berechtigt ein Fehlverhalten des Gegners nicht dazu, andere zu stören. Dann: Uhr anhalten und Schiedsrichter holen. Falls kein Schiedsrichter vorhanden ist oder nicht er nicht angemessen einschreitet, wird man einen Protest riskieren müssen. D. h., Partie abbrechen und auch das Partieformular nicht unterschreiben.

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Kann man Partien unter Protest weiterspielen?

Dazu fehlt es mir an einem Präzedenzfall, aber ich würde es verneinen. Zunächst einmal sind die Spielbedingungen nunmehr sowieso irregulär – wer kann sich schon richtig konzentrieren, wenn die Gültigkeit des Resultats fragwürdig ist? Wenn die Verhältnisse noch prinzipiell zumutbar sind, wird man Schiedsrichterentscheidungen als Tatsachenentscheidungen akzeptieren müssen; und wenn nicht, muß man sowieso aufhören.

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Wie bietet man Remis?

Die einzig korrekte Form ist ziehen – Remis bieten – Uhr drücken. Alles andere ist ein Formfehler und kann ggf. wegen Störung bestraft werden. Nichtsdestoweniger sind aber auch fehlerhafte Remisangebote gültig (FIDE 9.1.2.1). Wenn also jemand Remis anbietet, ohne zu ziehen, dann kann man ihn zu einem Zug auffordern und erst danach entscheiden, denn das Angebot bleibt gültig.

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Wie häufig darf man Remis anbieten?

Die zuständige Regel (FIDE 11.5) überlässt dem Schiedsrichter hier viel Ermessen, denn sie spricht nur von ungerechtfertigtem Anbieten bzw. Antrag Stellen. Wer allerdings meint, er müsse die Geduld des Schiedsrichters austesten, darf sich hinterher nicht beklagen, wenn er dessen Grenze schließlich gefunden hat. Als Faustformel könnte gelten, daß sich eine Stellung zwischen zwei Remisangeboten desselben Spielers schon wesentlich verändert haben sollte.

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Unbedingtheit von Remisangeboten

Remisangebote dürfen nicht an Bedingungen geknüpft werden (FIDE 9.1.2.1). Vorsicht also bei Abspracheversuchen etwa beim Stande von 3 – 3 in Mannschaftskämpfen: wenn man hier versucht, ein 4 – 4 zu verabreden, indem man für beide Partien en bloc Remis anbietet, begeht man einerseits eine grobe Unsportlichkeit, die auch zu Sperren für die beteiligten Spieler führen können, denn abgesprochene Resultate dürfte praktisch jede Turnierordnung verbieten. Der andere kann aber auch ein Remis annehmen und dann die aussichtsreichere Partie weiterspielen, da die Bedingung keine Rechtskraft hat. Das gilt zwar auch für das erste Remisangebot, aber da auch fehlerhafte Remisangebote gültig sind, kann man es annehmen.

Dieselbe Regel besagt auch, daß Remisangebote nicht zurückgenommen werden können. Ich habe schon den Fall beobachtet, daß jemand, der bei einem doppelrundigen Open keine zweite Partie spielen wollte, vor Beginn gesagt hat, er biete mit jedem Zug Remis an. Ich habe dafür keinen Präzedenzfall gefunden, aber meiner Ansicht nach gilt hier folgendes:

  • Das Remisangebot ist nicht korrekt, aber trotz fehlerhafter Form gültig.
  • Remisangebote können nicht zurückgezogen werden.

Wenn der Gegner also weiterspielt und dann einen Zug vor dem Mattgesetztwerden Remis annimmt, würde ich ihm Recht geben.

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Darf man Mobiltelefone mitbringen?

Grundsätzlich ist das Mitbringen jedweden elektronischen Geräts verboten und führt zu sofortigem Partieverlust, wenn es auf irgendeine Weise bemerkt wird (die ursprüngliche Regelung, nach der es ein Geräusch machen mußte, gilt nicht mehr). Allerdings ist es Turnierveranstaltern gestattet, andere Regelungen zu treffen (FIDE 11.3.2.1–2). Aber auch dann muß das Gerät vollständig ausgeschaltet in einer Tasche aufbewahrt werden, die nicht benutzt werden darf. In der NSV-Turnierordnung fehlt eine alternative Regelung.

(FIDE 11.3.2.3) bestimmt auch, daß der Schiedsrichter das Recht hat, in einem abgesonderten Bereich Kleidung, Gepäck oder sonstige im Besitz des Spielers befindliche Gegenstände zu untersuchen oder untersuchen zu lassen. Dabei muß der Untersucher geschlechtsidentisch sein. Eine Verweigerung ermächtigt den Schiedsrichter, den üblichen Strafenkatalog anzuwenden.

Diese Regel hat zu beträchtlichen Irritationen geführt, weil sie als Ermächtigung für Leibesvisitationen ausgelegt worden ist. Soweit muß man aber nicht unbedingt gehen. Eine Inspektion der Kleidung kann auch durch bloße Aufforderung erfolgen, die Hosentaschen nach außen zu kehren oder das Hosenbein etwas anzuheben – was bei muslimischen Frauen wirklich nur eine Frau machen dürfte. Zumindest für das Amateurschach halte ich Leibesvisitationen trotz dieses Artikels für eine ziemlich fernliegende Vorstellung.

Personen, die dringend erreichbar sein müssen, müssen sich beim Schiedsrichter eine Genehmigung holen.

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Schlußbemerkung

Im Grunde ist Schach ein konfliktarmer Wettkampfsport. Man liest in Schachzeitungen in den Berichten von Openturnieren mit dreistelligen Teilnehmerzahlen fast schon routinemäßig, daß das Schiedsgericht keinen einzigen Streitfall zu entscheiden hatte. So erfreulich das an sich ist, birgt es auch Gefahren. Worüber sich alle einig sind, braucht man keine Regeln. Diese werden immer erst dann wichtig, wenn es Unstimmigkeiten gibt. Und wenn man eine Entscheidung durch ein Schieds- oder Turniergericht zu seinen Gunsten wünscht, ist es von enormer Wichtigkeit, daß man sich selbst regelkonform verhalten hat. Grundsätzlich sollten Kopien der gültigen Regeln und Turnierordnungen an Wettkampfstätten verfügbar sein, um Zweifelsfälle vor Ort schnell klären zu können.

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Anmerkungen

1FIDE-Regeln vom September 1971 Art. 13.2 in Klaus Lindörfer: Großes Schachlexikon. Geschichte, Theorie und Praxis von A bis Z. München: Mosaik Verlag 1982, 384 S. ISBN 3570012867, S. 369.

Regel-FAQ für südniedersächsische Schachspieler 1

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