Aššur
Vorbemerkung zur Publikation 2015
Der Text wurde für eine Übung Archäologie Mesopotamiens Ⅲ: Von Sargon von Akkad bis Hammurabi im Wintersemester 1991/92 von Dr. Uwe Finkbeiner am damaligen Altorientalischen Seminar der Universität Tübingen verfaßt.
Einleitung
Im heutigen Iraq liegt, auf einem Ausläufer des Hamrin-Gebirges, der Ruinenhügel Qal’at Šerqat. Hier, direkt nördlich an einen ehemaligen Seitenarm des Tigris grenzend, liegt Aššur. Entdeckt wurde der Ruinenhügel 1821 von C. J. Rich. 1836 führte J. Ross zum ersten mal Untersuchungen in Aššur durch. 1840 wurde der Hügel von Ainsworth, Midford, Layard und Christian Rassam untersucht. Layard kehrte 1847 mit Hormuzd Rassam dorthin zurück. In den folgenden Jahren wurden dort sporadisch weitere Entdeckungen gemacht. Nachdem Sultan Hamid Ⅱ. Kaiser Wilhelm Ⅱ. den Ruinenhügel zum Geschenk machte, konnten von der Deutschen Orient-Gesellschaft dort Ausgrabungen durchgeführt werden. 1903 begann hier Robert Koldewey zu arbeiten. Bis 1914 wurden diese Arbeiten dann von Walter Andrae fortgeführt.
Andrae und seine Mitarbeiter konnten einen Teil des Materials dann auch publizieren, mußten aber auch im Ersten Weltkrieg einen Teil des Materials als Kriegsverlust verbuchen. In jüngerer Zeit hat Peter A. Miglus versucht, aus alten Grabungsunterlagen, die sich im Archiv der Deutschen Orient-Gesellschaft befinden, Erkenntnisse zu gewinnen. Neue Grabungen wurden Ende der siebziger Jahre dann von iranischer Seite angestellt. 1989 führte der Deutsche Reinhard Dittmann einige Nachuntersuchungen durch, als er wegen Überschwemmungen seine eigentliche Grabungsstätte Kar-Tukulti-Ninurta nicht erreichen konnte.
Der Aššur-Tempel
Der älteste Tempel
Nach einer späteren Überlieferung aus der Zeit Salmanassars Ⅰ. wurde der Aššur-Tempel von König Uspia gegründet. Die Zeit der ältesten Reste wird von A. Haller noch als vorgeschichtlich bezeichnet, da über sie keine zeitgenössischen Nachrichten vorliegen. Für eine Bautätigkeit Uspias konnten bei den Grabungen keine Belege gefunden werden.
Bei den Resten sogenannter ältester Tempel – die vorgeschichtlichen Befunde können nicht als Tempel angesprochen werden – handelt es sich um Reste, deren Zeitstellung ebenfalls von Andrae und seinen Mitarbeitern nicht geklärt werden konnten, da Bauinschriften fehlen. Die Zuordnung zur Schicht E sieht er selbst als nicht sicher an. Die Datierung erfolgte durch Lehmziegelmauerwerk, das unter der Schicht liegt, zu der wahrscheinlich die Umbauten Irisums Ⅰ. gehören. Dieses Mauerwerk hat eine Breite von 2,4 m und ist somit mit Sicherheit einem Monumentalbau zugehörig. Die unteren Ziegellagen sind mit kleineren, weicheren Ziegeln gebaut als die oberen. Haller hält es allerdings trotzdem für ein und dieselbe Bauperiode. Da aber auch die verschiedenen aufgedeckten Mauerreste verschiedene Ziegelformate haben, muß der Bau mehrere Bauperioden haben. Haller interpretiert dies so, gibt aber zu, daß er einige Stücke des älteren und ältesten Mauerwerks unberücksichtigt läßt.
Auf dem Fundament einer Lehmziegelmauer fand sich eine Kinderbestattung, die also erst nach dem Verfall des Tempels eingetieft worden sein kann. Daneben sind noch einige gleichaltrige Kinderbestattungen vorgenommen worden. Vorausgesetzt, daß es keine Kinderopfer gab, muß der Tempel also zeitweise verfallen sein.
Der Tempel Irisums Ⅰ.
Die Reste des Tempels Irisums Ⅰ. sind teilweise durch Bauinschriften datiert worden, einige aber werden auch von Haller nur unter Vorbehalt Irisum zugeschrieben. Die Erhaltung von Resten des Irisum-Tempels ist etwas variantenreicher als die Erhaltung der älteren Schichten. Neben Mauern sind hier auch Reste von Toranlagen, Gruben und Fußbodenpflasterungen aufgedeckt worden. Die Anlage Irisums folgt in vielen Bereichen ihrem älteren Vorgänger, allerdings unterscheidet sie sich stellenweise bautechnisch deutlich. So wurden die Irisum zugeschriebenen Mauern aus Gipssteinblöcken angefertigt. Die Gruben, in denen die Angelsteine der Tore saßen, wurden hingegen mit gebrannten Ziegeln eingefaßt. Diese Ziegel waren zu einem Drittel in Pech getaucht. Da diese Ziegeln den Pechstreifen mal vorn, mal hinten aufweisen, ist kein deutlicher Bezug zur Verwendung herzustellen. Ein Text in einer Türangelgrube war zur Zeit der Fundpublikation noch nicht ganz verständlich. Von der Pflasterung ist in vielen Teilen nur noch das Fundament vorhanden, lediglich in einem Raum fanden sich Reste einer Ziegelplattenpflasterung
Ein weiterer interessanter Baubefund ist ein Kanal. Da die Abdeckung fehlt, ist seine ursprüngliche Höhe nicht mehr zu ermitteln. Er ist nur noch 10–15 cm breit und noch 30 cm hoch. Der Kanal ist innerhalb des Hofes mit Ziegeln, die ebenfalls in Pech getaucht waren, ausgemauert. Die pechbestrichene Seite der Ziegeln kann zum Kanal hin, aber auch von ihm weg zeigen. In der Nähe des Kanals sind die Fugen der Steinfundamente mit Asphalt abgedichtet. Der Kanal führt durch eine Mauer hindurch.
In den Mauern Irisums wurde eine als Füllung verwendete Tierfigur aus Gipsstein gefunden. Im Vorhof wurde ein Raum gefunden, in dem 35 große Tongefäße standen. Sie sind mit Asphalt gefüllt, ebenso wie der Raum damit verschmutzt ist. Hier handelt es sich wohl um einen Raum zur Asphaltherstellung. Im Alten Palast wurde eine Scherbe eines Gefäßes dieses Typs mit einer Siegelabrollung Irisums Ⅰ. gefunden, mit der dieser Raum datiert wird.
Der Tempel Samsi’adads
War von den älteren Tempeln nur ein geringer Teil vorhanden, so ist uns vom Tempel Samsi’adads soviel erhalten, daß man ein Gesamtbild erhält, obwohl viele Reste lediglich in ihren Fundamenten überliefert wurden. Der Tempel besteht aus einem Hauptgebäude und einem nahezu drachenförmigen Hof. Das Hauptgebäude hat eine Ausdehnung von 108 × 54 m. Die Räume gruppieren sich um einen Vor- und einen Haupthof. Die Ausdehnung des Hofes kann wegen Überbauung nicht genau ermittelt werden, es waren 37,4 × ca. 32 m. Der Fußboden bestand aus planiertem Schutt der Vorgängerbauten. Darauf lag eine selten erhaltene Sandschicht, die das Bett für eine Pflasterung darstellte. Unebenheiten im Fußboden wurden durch Lehmfüllungen ausgeglichen. Mehrere vorhandene Sandschichten haben deutliche Unterschiede in Korngröße und Färbung. Dieser Umstand ermöglicht eine genaue Datierung, denn eine der Sandschichten wurde aus dem gleichen charakteristischen Sand wie der an der Südostfront, der als Bett für eine Ziegelpflasterung mit dem Stempel Samsi’adads verwendet wurde, angelegt.
Eine besondere Auffälligkeit stellt bei der Pflasterung des Hofes dar, daß an einer Stelle die Ziegeln mit Bleiblechplatten überdeckt sind, die durch umbiegende Ränder an den Schmalseiten befestigt wurden. Da diese Konstruktion ungeeignet ist, um das Einsickern von Regenwasser zu verhindern, bleibt ihre Funktion unklar.
Die Nordostfront wurde nicht vollständig ergraben, sondern z. T. durch Extrapolation der Mauern Salmanassars Ⅰ. rekonstruiert. Sie wird von Haller als Hauptfront angesehen, da sie ein Tor mit zwei Tortürmchen hat.
Der sogenannte Raum b ist für die Baugeschichte des Tempels von besonderem Interesse. Dort fand sich im Steinfundament ein bearbeiteter Alabasterblock mit einer Inschrift Salimahums. Dies wird von Haller als Beleg dafür gewertet, daß Samsi’adad den älteren Tempel zerstört vorfand oder sogar selbst zerstört hat. Auch Ziegeln von Irisum wurden für Korrekturen im Fundament benutzt.
Im nördlichen Teil des Tempels liegt der Raum, der von Haller als Kultraum angesprochen wird, von dem allerdings keine Inneneinrichtung erhalten blieb. Der Raum hat eine Ausdehnung von 28 × 8 m, das Mauerwerk der Trennmauer zum Vorraum steht noch bis zu den Fundamenten Salmanassars an. Ansonsten sind nur die Fundamente erhalten. Diese bestehen unten aus Steinblöcken, wobei kleine Lücken mit Kies aufgefüllt wurden. Darauf steht dann ein Lehmziegelfundament, das freistehehend aufgemauert wurde. Der Freiraum zwischen Mauer und Grabenwand ist mit Kies und Ziegelbrocken Irisums aufgefüllt, auch das ein Indiz für die Zerstörung des Irisum-Tempels.
Die Oberfläche des Hügels, auf dem der Aššur-Tempel gebaut wurde, senkt sich in östliche Richtung. Zur Zeit Samsi’adads war er allerdings durch Schuttablagerungen älterer Bebauung weitgehend eben. Obwohl das Fußbodenniveau nicht erhalten ist, ist es doch einigermaßen überraschend, daß in diesen Schuttschichten keine Störungen vorhanden sind, die einem in Kulträumen zu erwartendem Postament bzw. einer Nische zugehörig wären.
Zur Außenanlage des Tempels wäre zu sagen, daß an einigen Stellen die Nischengliederung, die auch von anderen Tempeln bekannt ist, zu erkennen ist. Die Vorsprünge laden hier 37 cm, also eine Ziegellänge, aus. Nur an einer Stelle konnte die Breite gemessen werden, sie betrug 5 m. Außen am Südosttor lag eine Rampe, die ebenfalls in die Zeit Samsi’adads fällt. Soweit rekonstruierbar, springen an den Seiten der Treppe zwei Podien hervor, die unteren beiden Stufen standen frei. Die genaue Anzahl der Stufen ist nicht rekonstruierbar. Sowohl die Wangen als auch die Stufen waren mit Asphalt verblendet. Einige Nute im Stein und aus Fugen hervorquellender Asphalt belegen eine unbekannte Verkleidung der Wangen. Vor der Rampe lag ein Pflaster aus diagonal verlegten Ziegeln, dessen genaue Ausdehnung unbekannt ist. Die Rampe selbst ist noch unter Samsi’adad zweimal umgebaut und erweitert worden. Eine zweite Rampe lag auf der Hochfläche zwischen Tempel und Ziqqurrat. In den späteren Perioden stand dort dann der Südhof des Tempels.
Von dem Zingel, der den Vorhof des Tempels umgab, hat sich nicht viel erhalten. Die Rudimente waren aber an der charakteristischen Fundamentierung mit großen Steinblöcken und den Kiesbetten gut zuzuordnen. In einem Wandstück des Zingels haben sich fünf Gruppen aus je vier Rundstäben erhalten, zwischen denen unterschiedlich lange Wandstreifen lagen. Hier konnte ein zweilagiger Putz aus Lehm, der untere grünlich-grau und mit Häcksel versehen, der obere gelb, festgestellt werden.
Eine weitere Interessante Anlage ist das Leitungssystem im Westzingel. Die ältere Anlage wurde durch die verwendeten Ziegel Samsi’adad zugeschrieben. Sie ist nicht durch Stempel, sondern allein durch das Aussehen der Ziegel datiert worden. Es haben sich zwei Becken und eine Rohrleitung erhalten. Weitere Elemente können lediglich aus jüngeren Anlagen rekonstruiert werden. Das halbovale Becken hatte einen Längsdurchmesser von 5,08 m und einen Querdurchmesser von ca. 1 m. Es war mit Ziegeln ausgemauert und mit Asphalt abgedichtet worden. Erhalten haben sich ebenfalls noch die Reste von Tonrohren, die zur Wasserleitung des Beckens gehören. Diese Rohre wurden auf der Töpferscheibe gedreht und sind daher nicht ganz identisch, sowohl in Bauchung und Lage. Obwohl sie auf das Ineinanderstecken berechnet waren, mußten sie oft durch Asphaltdichtungen verbunden werden. Als Muffen benutzte man ehemalige Standringe von Gefäßen. Da die Leitung von Westen nach Osten fällt, muß sie der Abfluß des Beckens gewesen sein.
Desweiteren existiert ein ca. 100 m langes Hauptsiel, in das die Kanäle des Tempelgebietes münden. Auch die Ziqqurrat-Ebene wurde von ihm entwässert, wie eine Einflußöffnung außerhalb der Westmauer Samsi’adads zeigt. Der Bau zeigt den Stil verschiedener Bauherren, unter anderem auch den Samsi’adads.
Der Alte Palast in Aššur
Der Alte Palast ist in seiner ersten Anlage nie zur Ausführung gelangt. Da aber Fundamente vorhanden sind, läßt sich noch sein sogenannter Urplan feststellen. Die Fundamente wurden während der Grabungen Andraes von Paul Maresch untersucht, der sich bemühte, die Ecken der Räume aufzufinden, so daß ein ziemlich genauer Gesamtplan erstellt werden konnte.
Der Urplan besteht nur aus den Fundamentgräben, die teilweise in den Fels, teilweise auch in den Schutt älterer, abgebrannter Bebauung eingetieft worden sind. Da in den Fundamentgräben keine Bebauung vorhanden ist, sind sie bis zur Mächtigkeit von 1 m verweht worden. Eine Datierung der Gräben ist nur aus den wenigen Funden in ihnen möglich, obwohl auch so kein klares Bild entsteht. Sie reichen von einer altakkadischen Tontafel bis zu einer Siegelabrollung Irisums Ⅰ. und sogar zu einem altbabylonischen Tontafelfragment. Die Auffindung der relativ jungen Stücke spricht gegen eine Datierung in die Akkad-Zeit, wie sie durch Vergleiche mit dem Palast Naramsins in Tell Brak vorgenommen wurde.
Problematisch ist auch die Ausdeutung der Raumkomplexe. Wichtige Architekturelemente wie Türen oder eine Nischengliederung sind in den Fundamenten noch nicht angelegt, so daß man über sie nichts weiß. Es scheint sich eine Dreigliederung in ost-westlicher Richtung anzudeuten. Der östliche Teil wird von Preußer als Karawanserei gedeutet. Heinrich lehnt dies, aus eigener Reiterfahrung, wie er betont, ab. Er möchte hier gerne einen Händlertrakt lokalisieren. Die Höfe Ⅱ, Ⅲ und Ⅷ hält Heinrich für Säle, da eine Spannweite von 12 m mit Fichtenholz durchaus zu überdecken sei. Angesichts der dann nur mangelhaften Beleuchtung ist das aber höchst fragwürdig.
Unter dem mittelassyrischen Palast liegt noch ein Lehmziegelfundament, das nach Irisum Ⅰ. und vor der mittelassyrischen Anlage errichtet worden sein muß. Die Ziegel haben das gleiche Format wie die Samsi’adads im Aššurtempel. Mehr läßt sich dazu nicht sagen.
Die Ziqqurrat von Aššur
Die Ziqqurrat von Aššur wurde um die Zeit Samsi’adads herum gegründet. Von ihr ist allerdings nur eine Lehmziegelterrasse erhalten. Der von Andrae für alt-assyrisch gehaltene Teil ist nach Miglus mittelassyrisch. Der dazugehörige Niedertempel ist ebenfalls nicht entdeckt worden.
Der Ištar-Tempel
In Aššur wurden verschiedene als Ištar bezeichnete Göttinnen verehrt, die sich durch ihre unterschiedlichen Epitheta unterscheiden. Es kann nicht exakt bestimmt werden, ob alle in dem gleichen Standort verehrt wurden oder ob einige eigene Heiligtümer hatten, die nicht aufgefunden wurden.
Die Stratigraphie des Ištar-Tempels wurde relativ genau geklärt, die ganze Stratigraphie Aššurs versucht man auf sie zu eichen. Die ältesten Schichten werden als H-Schicht bezeichnet. Das Ende der G-Schicht fällt in die Akkad-Zeit, an deren Ende eine Zerstörung Aššurs fällt. An den Ruinen der G-Schicht sind Brandspuren deutlich zu erkennen. So sind an den Wänden Rußablagerungen zu sehen, und es finden sich Holzkohlereste, vermutlich von der Dachkonstruktion. Da der Feind, wie Andrae vermutet, nur wertvolle Gegenstände mitnahm, ist das Kleinfundaufkommen sehr hoch.
Die G-Schicht ist ohne Steinfundament gebaut, was Andrae als babylonisch bezeichnet. Die gleiche Bauweise findet sich in der E-Schicht, während die F-Schicht ein Steinfundament besitzt. Andrae interpretiert dies als die zeitweilige Bautätigkeit eines fremden Volkes, daß aus einem Gebiet kam, in welchem ein Steinfundament nötig war, was auf dem felsigen Untergrund Aššurs nicht unbedingt der Fall ist.
In der G-Schicht ist der Kultraum an seinen Einbauten deutlich zu erkennen. Wie so oft in den archaischen Schichten ist ein kompletter Grundriß durch die Überbauung allerdings nicht zu rekonstruieren, da Höfe, Räume und Tore nicht oder nicht vollständig erfaßt werden können.
Das Haupttor im Nordwesten weist keine Anlagen für Türangeln auf, wie das in der G-Schicht bei allen erkannten Türen und Toren der Fall ist. Das muß nicht bedeuten, daß der Tempel unverschließbar war, eine solche Funktion könnten auch Torwächter wahrnehmen.
Im Westen des Tempels lag der Wirtschaftstrakt, der durch seine Backöfen identifiziert wird. Die Begrenzungen des Tempels können durch die spärlichen Befunde nicht sicher rekonstruiert werden. Einigermaßen erfaßt werden konnte der Kultraum, seine angrenzenden Räume blieben meist verdeckt. Dabei zeichnet sich an der Nordwand ein sogenanntes Allerheiligstes ab, wo ein mit Lehmziegeln gefüllter Mauerhaken als Postament für die Kultfigur gedeutet wurde.
In dem Kultraum wurden einige Rippengefäße, Flaschen, Opferständer und Tonhäuschen gefunden. Diese Tonhäuser sind 70–95 cm hoch und mehrgeschossig. Sie wurden wegen ihrer eigentümlichen Form auch als Treppchen oder Throne gedeutet, ihr tatsächlicher Zweck ist jedoch ungeklärt. In der Fundstatistik sind desweiteren Figuren, Perlen, Opferständer etc. aufgeführt. An einer genaueren Bearbeitung wurde Andrae durch Kriegsverlust leider gehindert.
Die F-Schicht ist nahezu vollständig zerstört. An ihr ist das Steinfundament bemerkenswert. Unter den wenigen Funden, die sich F zuordnen ließen, fand sich auch ein Rollsiegel in wenig qualitätvoller Ausführung, sowie einige Gefäßscherben. Möglicherweise stand hier zur F-Zeit kein Tempel.
Die E-Schicht wurde dann wieder ohne Steinfundament errichtet. Hier scheint das Kultgebäude freistehend errichtet worden zu sein, jedenfalls wurden keine direkt angrenzenden Mauerzüge entdeckt, obwohl die Grenzen des Gebäudes weitgehend aufgedeckt wurden. Heinrich hält die stratigraphische Zuordnung zur E-Schicht für nicht sicher. Er weist darauf hin, daß es zwar Rollsiegelabrollungen gibt, die in die Ur-Ⅲ-Zeit passen, aber eine Abrollung zeigt eine Person in der Tracht altbabylonischer Zeit, so daß der Tempel zumindest bis dann existiert haben müßte, was dann allerdings Konsequenzen für die Datierung der D-Schicht haben müßte.
Über die Einrichtung des Kultraumes ist nichts bekannt. Im Vorhof vor der Treppe befand sich eine 40 cm starke Ascheschicht, die mit Knochen von Rindern und Schafen durchsetzt war. Andrae glaubt, darin eine Schicht von Brandopferrückständen zu erkennen. Unter den Kleinfunden befanden sich neben den erwähnten Siegeln auch eine Metallfigur aus Kupfer oder Bronze, einige Tonfiguren, eine der G-Ware ähnliche Keramik, einige Metallbleche mit Inschriften sowie eine noch 87 cm hohe Gipsfigur, die leider keine Inschrift trägt.
Die Mauern der D-Schicht sind nur sehr schwer zu erreichen gewesen, da spätere Aufbauten den Grundriß beibehielten. Der andere Grundriß, der den der E-Schicht schneidet, zeigt, daß es sich hier nicht um Aufbauten der E-Schicht handeln kann. Allerdings sind die gleichen Ziegel verwendet worden, was das Format angeht. Wie in E sind auch halbe Ziegeln zur Verwendung gekommen. Unterschiede lassen sich im Lehm und im Mörtel feststellen.
Daß die Schuttschichten, in denen 1250 Gefäßscherben, 175 Tierknochen und 20 Bruchstücke von Tonfiguren gefunden worden sind, nicht eindeutig D zuzuordnen sind, erwähnt auch Andrae. Er weist allerdings darauf hin, daß es sich nicht um Funde altassyrischer Zeit handelt. Zu den Funden gehört auch eine Inschrift Ilusumas. Leider sind dessen Regierungsdaten nicht genau bekannt, sie streuen um ca. 200 Jahre. Sicherlich aber regierte er noch vor Samsi’adad.
Insgesamt sieht es nicht so aus, als hätte der E-Tempel bis in altbabylonische Zeit bestanden. Möglicherweise ist das fragliche Rollsiegel nicht richtig eingemessen worden.
Stadtmauer und Tore
Von den archaischen Befestigungswerken ist nur noch sehr wenig erhalten. An der Nordfront wurde am oberen Rand des Steilabfalles eine mit Türmen bewehrte Mauer errichtet, die an tieferliegenden Strecken verdoppelt und mit Kasematten versehen war. An der Westfront wurde eine Mauer mit vorspringenden Bastionen errichtet. Die Südfront sah genauso aus. Die Ostfront wurde nicht untersucht.
Die noch vorhandenen Mauerreste, darunter drei Türme, an der Nordfront gehören nicht alle in eine Phase. Inschriftlich festgestellt werden konnte nur Irisum Ⅰ., ohne allerdings die Wiederverwendung ausschließen zu können, da sich die Inschrift auf den Aššur-Tempel bezieht. Bei einem Mauerstück, daß in die Zeit Irisums gehört, wurde eine nunmehr stark beschädigte Löwenstatue aus Gipsstein verbaut.
In der Westfront konnten noch fünf Bastionen festgestellt werden. Die Mauer selbst fehlte. Leider weisen diese Bastionen unterschiedliche Bauarten auf, so z. B. mal mit, mal ohne Steinfundament. Andrae hält dies für Ergebnisse ständiger Erneuerungen. An der Südwestfront fanden sich ähnliche Anlagen.
Zwei Tore sind für die archaische Zeit nur noch durch Texte belegt.
Bestattungen
In Aššur gibt es 19 Bestattungen aus der Akkad-Zeit und der Ur-Ⅲ-Zeit, die sich äußerlich kaum unterscheiden. Bei diesen Gräbern handelt es sich um Körperbestattungen. Zunächst wurden Schächte unterschiedlich tief in den Boden eingetieft und dann seitlich verbreitert. An Beigaben finden sich sogenannte Schultereimer, eiförmige Becher und Schalen und weite Schalen. Sie sind häufig mit Wellenlinien verziert. Daneben finden sich häufig Kupfer- und Bronzegegenstände wie Dolche, Gefäße und Gewandnadeln.
Die Urnenbestattungen der Kinderskelette wurden bereits erwähnt. Die Kinder lagen in Urnen, in denen sich meist auch Erde fand. Z. T. waren sie mit Schalen oder Ziegeln abgedeckt.