Historisches auf dem Play Forward Gaming Festival 2024
Vom 1. Mai bis zum 2. Juni fand in Göttingen das Play Forward Gaming Festival statt, auf dem alle Arten von Spielen, sowohl analoge wie digitale, präsentiert werden. Die Schachabteilung des ESV Rot-Weiß-Göttingen hat dabei erstmals einen Stand gehabt, auf dem sie ihre Angebote präsentieren konnte. Darüber wird in einem eigenen Artikel auf der Webseite der Abteilung berichtet werden. Am selben Tag führte auch der Schachbezirk Südniedersachsen ein Simultan mit Fiona Sieber durch. Die Nationalspielerin, einst U16-Europameisterin und amtierende Studentenweltmeisterin, ist bekanntlich aus der Schachabteilung des ESV Rot-Weiß Göttingen hervorgegangen. Ich fuhr zuerst zu der Simultanveranstaltung, um mir das etwas anzuschauen. Bevor ich dann bei der Betreuung des Standes des ESV Rot-Weiß Göttingen mithalf, sah ich mir noch zwei Veranstaltungen mit historischem Charakter an.
Zuerst ging ich in das neue eröffnete Forum Wissen, wo ein studentisches Projekt namens Zeitportal Antike Kulturen altorientalische und antike Brettspiele präsentierte. Die Studenten hatten mit viel Liebe die bekanntesten dieser Spiele nachgebaut. Ich spielte dort jeweils eine Partie Hunde und Schakale und 22-Felder-Spiel, die ich beide verlor. Beides sind Rennspiele, Aber zumindestens beim 22-Felder-Spiel entdeckte ich auch eine strategische Komponente. Ich möchte die Studenten ausdrücklich für diese unterhaltsame Veranstaltung loben. Allerdings ist die Rekonstruktion solcher Spielregeln problematisch. Für das 22-Felder-Spiel gibt es immerhin eine Spielanleitung, auch wenn diese mehr als 2000 Jahre jünger ist als der älteste Fund aus Uruk. Für Hunde und Schakale und auch einige andere Spiele gibt es eine solche Spielanleitung nicht. Ob es die römische Rundmühle als Spiel überhaupt gegeben hat, ist sehr zweifelhaft. Neuere Forschungen besagen, dass es sich wohl eher um Markierungen von Händlerständen handelt. Die auf Carl Blümlein zurückgehenden Regeln sind im Übrigen auch sinnlos. Einerseits ist es unter museumspädagogischen Gesichtspunkten natürlich dringend erforderlich, einen operationalisierten Zugriff auf die Objekte zu haben. Historisch betrachtet hingegen ergibt sich hier eine Schieflage, weil die Spielregeln größtenteils reine Fantasie sind und damit die Essenz des Historischen, die ja in der Suche nach Belegen zur Annäherung an die Vergangenheit besteht, verfehlt. Dass es die erwähnte Rundmühle wohl gar nicht gegeben hat, dürfte kaum noch aus den Köpfen historischer Laien herauszubekommen sein.
Danach suchte ich noch das Stadtmuseum auf, das einige Kinderspiele aus dem 19. Jahrhundert präsentierte. Leider waren kaum Kinder da, denen ich beim Spielen gerne zugesehen hätte. Das hat sicherlich damit zu tun dass der Eingang des Stadtmuseums im Ritterplan ziemlich einsam liegt und kaum Laufkundschaft dort vorbeikommt. Das ist etwas schade gewesen.