Vorrunde der Deutschen Schachamateurmeisterschaft in Kassel 2018

Die Deutsche Schachamateurmeisterschaft hat dieses Jahr einige Veränderungen zu verzeichnen. Bislang war das Turnier unter der Bezeichnung Ramada-Cup bekannt. Aber nachdem die Betreiberkette die Marke Ramada aufgegeben hat – das Kasseler Hotel heißt jetzt H4 Hotel Kassel City Centre – firmiert das Turnier jetzt als DSAM-Cup. Der große Zuspruch machte es möglich, in München eine siebente Vorrundengruppe zu installieren, in sieben Leistungsgruppen zu spielen und auch den jeweils siebenten Platz zur Endrundenqualifikation zuzulassen. Sinnbildlich wurde das dadurch ausgedrückt, daß man während der Wartephasen den Trailer zu dem Filmklassiker Die glorreichen Sieben spielte. Das provozierte (wahrscheinlich nicht nur) bei mir den Witz, daß man zum Glück auf David Finchers großartigen Thriller Sieben verzichtet hat, denn bei den lief ein Teil des Publikums mit Brechreiz aus den Kinovorstellungen. Ansonsten bleibt alles wie gehabt: fünf Runden mit 90 + 15 Minuten + 30 Sekunden Bonus vom ersten Zug, was heftige Zeitnotschlachten garantiert; die nicht enden wollenden Assoziationsketten in den Ansprachen von Organisationschef Dr. Dirk Jordan; Ehrungen für die zehnte, funfundzwanzigste und fünzigste Teilnahme an den Vorrunden etc. pp.

Apropos Ehrungen: Heuer war auch ich bei den Zehnfachen (7 × Kassel, 3 × Hamburg) mit dabei. Die ersten beiden Teilnahmen waren noch in der C-Gruppe (TWZ 1701-1900), und beim zweiten Mal konnte ich mich für das Finale qualifizieren, wo ich als vierter auch unter die Preisträger kam. Danach mußte ich in der B-Gruppe antreten (TWZ 1901-2100), wo mir nie mehr als 50%-Resultate gelangen. Insofern ging ich auch dieses Jahr nicht mit großen Erwartungen an den Start. Die Grippewelle hatte voll zugeschlagen und die Absage von 60 vorangemeldeten Spielern erzwungen (trotzdem wurden es noch über 300 Teilnehmer). Auch für mich folgte das Turnier auf einen lästigen Infekt, und die Geschehnisse in der ersten Runde ließen vermuten, daß es zu früh kam. Gegen Manfred Woynowski vom FC St. Pauli – ja, die haben auch eine Schachabteilung – stellte ich schon in der Eröffnung völlig unmotiviert einen blanken Turm ein. Natürlich habe ich einen Moment darüber nachgedacht, sofort aufzugeben und auch das Turnier abzubrechen. Zum Glück habe ich beides nicht getan.

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Die Partie Braun – Woynowski. Das Bild stellte dankenswerterweise Wolfgang Klettke (Caissa Wolfenbüttel) zur Verfügung.

In der zweiten Runde spielte ich dann gegen den ältesten Teilnehmern des gesamten Turniers, CM Hubert Walkewitz vom brandenburgischen SV Grün-Weiß Niemegk (Jahrgang 1934!). Es war eine alles andere als fehlerfreie, aber ziemlich spannende Kampfpartie.

In der dritten Runde bekam ich es dann mit dem späteren Gruppensieger Ralf Schöngart (SF Buxtehude) zu tun. Wiederum eine spannende Kampfpartie, bei der die Vorteile meistenteils bei meinem Gegner lagen. Es ist nicht ganz untypisch, daß ich die Partie just zu dem Zeitpunkt verlor, als er eigentlich gerade etwas den Faden verloren hatte.

In der vierten Runde fehlte meinem Gegner Siegmund Kolthoff (Breloher SC) eine durchschlagende Idee als Weißer gegen einen Aufbau mit isoliertem Damenbauer, weswegen wir uns relativ früh auf Remis einigten. In der letzten Runde folgte dann der in Südniedersachsen wohlbekannte Dr. Werner Freier, der beim Hildesheimer SV mit beachtlichem Erfolg als Vereinsvorsitzender agiert. Meine datenbankgetriggerte Vermutung, daß er sich in der gewählten Eröffnung mit den Nebenvarianten nicht so gut auskennt, erfüllte sich voll. Schon im zweiten Zug nahm er einen ordentlichen Schluck aus der Zeitpulle und wurde der Probleme dennoch nicht Herr.

Mit 3½ Punkten hängt es stark von der Wertungslotterie ab, ob man sich qualifiziert. Ich hatte Glück. Zwar lief ich nur als Neunter über die Ziellinie, aber da zwei Spieler vor mir schon aus früheren Vorrundenturnieren qualifiziert waren, reichte das für die Berechtigung zur Finalteilnahme aus. Nach dem auch befriedigend verlaufenen Meisterturnier der Landesmeisterschaft, erklomm die DWZ mal wieder den 2000ergipfel. Zwei weitere Teilnehmer des ESV Rot-Weiß Göttingen, schnitten mit jeweils 2½ Punkten knapp unterhalb ihren Erwartungen ab: Martin Werner ebenfalls in der B-Gruppe und Prof. Dr. Arnold Otten in der E-Gruppe. Für den Bezirk Südniedersachsen sprangen mit Frank Deckert (SG Holzminden), dem Hildesheimer Dr. Stephan Meyer und dem Parenser Ulrich Schütte in der C-Gruppe und dem Parenser Christoph Homann als Vize in der E-Gruppe sowie dem Hildesheimer Lobosch Hintze in der F-Gruppe eine ganze Reihe weiterer Qualifikationsplätze heraus. Dazu kommen noch die beiden bei den Landesjugendmeisterschaften weilenden Kinder von Christoph Homann, die schon vorher in der E-Gruppe qualifiziert waren.

Ingram Braun

Archaeologist, web developer, proofreader

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